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Ausgleich für die Natur: Lokale Partnerschaft in Dormagen

Die Mahdgutübertragung war erfolgreich, stellen Thomas Braun (l.) und Willi Feiser zufrieden fest.
Die Mahdgutübertragung war erfolgreich, stellen Thomas Braun (l.) und Willi Feiser zufrieden fest.

Der evd-Solarpark ist eine gute Sache. Er liefert in Dormagen umweltfreundlich Strom für rund 1.000 Haushalte. Die Module nehmen mehr als acht Hektar Fläche in Anspruch. Das entspricht gut elf Fußballfeldern. Da „sun dorado“ zum Teil in die Rekultivierungsfläche der ehemaligen Deponie eingreift, mussten wir als Betreiber auf einer drei Hektar großen Fläche einen Ausgleich dafür schaffen. Unterstützt wurden wir dabei von der Biologischen Station im Rhein-Kreis-Neuss e.V.

 

Dieser Artikel stammt aus unserem Nachhaltigkeitsmagazin in dem wir aufzeigen, wie wir Dormagen jetzt und in Zukunft lebenswerter machen. Wir gehen mit gutem Beispiel voran und initiieren und unterstützen nachhaltige Projekte in Dormagen.

Drei Hektar artenreiches Wiesenland

 

Unser Ziel ist es, artenreiches Grünland in Dormagen und der Region zu  schaffen sowie zu erhalten“, erklärt Thomas Braun, Diplom-Landschaftsökologe und wissenschaftlicher Mitarbeiter bei der Biologischen Station  im Rhein-Kreis Neuss e.V. Und genau das war auch bei dem gemeinsamen Projekt mit der evd gefragt. Insgesamt 2,35 Hektar haben wir als  Partner gemeinsam geschaffen – aufgeteilt in zwei Flächen: eine in Hackenbroich und eine in Broich. Der Rest wurde über das Öko-Konto der Stadt Dormagen ausgeglichen. „Die evd wollte die Ausgleichsfläche nicht irgendwo, sondern gezielt in Dorma-gen schaffen. Wir haben deshalb passende Flächen und eine besondere Methode ausgesucht, mit der wir dort artenreiches Grünland anlegen können“, sagt Thomas Braun von der Bio-logischen Station. Mahdgutübertragung heißt diese besondere Methode. Für diese Methode müssen Spender- und Zielwiesen gut zueinander pas-sen. Nachdem die entsprechenden Flächen gefunden waren, brauchte es eine gute Vorbereitung. Schließlich sollten sich die unterschiedlichsten Pflanzen gut ansiedeln können. Diese Vorbereitungen übernahm Landwirt Willi Feiser, der  auch bei der Mahd-gut-Übertragung half. Im Anschluss galt es, den richtigen Mahdzeitpunkt festzulegen. „Meistens handelt es sich um verschiedene Zeitpunkte, weil die einzelnen Arten wie Orientalischer Bocksbart, Straußblütiger Ampfer und Frühblühende Wiesenraute zu unter-schiedlichen Zeiten blühen. Ziel ist es, von so vielen Arten wie möglich den Samen zu übertragen“, erläutert der Diplom-Landschaftsökologe. 

 

Übertragung war erfolgreich

 

Landwirt Willi Feiser mähte die Spenderwiesen in Broich ab und formte große Rundballen. Ein einzelner bringt etwa 250 Quadratmeter Mahd-gut für die Zielwiese. Direkt nach dem Mähen muss es schnell gehen. In den Ballen steht natürlich ein Rest Feuchtigkeit. Daraus soll sich keine Wärme entwickeln und die Ballen nicht stocken. Sonst ginge die Keimfähigkeit der Samen verloren. Sie müssen rasch am Ziel ausgerollt und verteilt werden. „Deshalb ist es auch hilf-reich, wenn die Flächen nicht zu weit voneinander entfernt liegen“, sagt Braun. Danach ist Handarbeit gefragt. Zahlreiche Helfer*innen streuen das Mahdgut von Hand und mit Heugabeln großzügig auf die Wiese aus.

„Das Ergebnis rechtfertigt den Auf-wand. Mit großem Gerät und modernster Technik schaffen wir nicht so perfekte Flächen. Das Schöne dabei: Neben bis zu 100 Pflanzenarten über-tragen wir auch Pilzsporen, kleine Sprossen von Moosen, Schnecken, Ei-er und Insektenlarven gleich mit.“ 2021 zeigte sich, dass die Übertragung erfolgreich war. Thomas Braun entdeckte bei einem Spaziergang entlang der Wiesen die für den Rhein-Kreis Neuss charakteristischen Pflanzen, allen voran die Schlüsselblume. 

 

So funktioniert Mahdgutübertragung

 

Wiesen sind einer der artenreichsten Lebensräume – auch in Mitteleuropa. Im Rhein-Kreis Neuss gibt es mit Flächen, die annähernd 100 verschiedene Pflanzenarten beheimaten, die artenreichste Wiese in ganz NRW. Um sie gezielt zu entwickeln, eignet sich die sogenannte Mahdgutübertragung. Dieses Verfahren ist natürlich, umweltschonend und ökologisch sinnvoll. Dazu werden eine Spender- und eine Zielfläche ausgewählt. Die Spenderfläche muss besonders artenreich sein und dabei hinsichtlich der Zusammensetzung der Arten und der Ökotypen mit der Zielfläche übereinstimmen. Die Spenderfläche wird geschnitten. Den Schnitt bezeichnet man als Mahdgut. Es wird ohne weitere Aufbereitung auf der Zielfläche aufgebracht. Je nach Zeitpunkt des Schnitts erreicht man unterschiedliche Arten. Die Samen fallen dann auf die Zielfläche, während das Mahd-gut dort trocknet. Die Biologische Station arbeitet seit 2007 jährlich mit dieser Methode. Damit konnten bereits mehr als  50 artenreiche Wiesen geschaffen werden. 


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